Umweltfreundliche Systemverkehre: Für die Zustellung von Stückgut setzt DB Schenker auch Elektrofahrzeuge ein. So wie hier in Coburg. © DB Schenker/A.Wolf

Logistikalltag im Landverkehr: Ein Lkw-Fahrer ist für die DB Schenker-Geschäftsstelle Coburg unterwegs. Gegen 14 Uhr holt er bei einer Firma ein paar wuchtige Sendungen ab. Die meisten stehen auf Paletten. Eine für München, eine für Flensburg, die mit dem kürzesten Weg geht nach Bamberg. Wien und Porto bekommen auch etwas. Und dann ist da noch diese imposante Kiste: groß genug wie für ein ausgewachsenes Motorrad und so schwer, als würde der Biker noch drauf sitzen. Ein echter Kawenzmann. Der Logistiker sagt sachlich „Systemgut“. Entscheidend ist, dass die Einheiten systemkonform sind: nicht schwerer als zweieinhalb Tonnen, Grundfläche höchstens 2,40 mal 1,80 Meter, maximal 2,20 Meter hoch.

Den Fahrer von DB Schenker lassen Vielfalt und Menge kalt. Jeden Tag holt er zig Einzelsendungen von Unternehmen ab. „Um die 20 Stopps pro Tour sind normal“, sagt Fabian Metzner, Leiter Vertrieb in Coburg.

Nahverkehr – Fernverkehr – Nahverkehr

DB Schenker hat Deutschland in Regionen aufgeteilt. Für jede Region ist eine Geschäftsstelle zuständig. Die in Coburg gehört zu den größten, sie bedient Nordbayern und das südliche Thüringen. Täglich schicken die Oberfranken rund 70 Lkw auf die Nahverkehrstour. Was die Fahrzeuge bei den Kunden abholen, bringen sie bis zum späten Nachmittag zur Umschlaghalle am Coburger Stadtrand. Auf der einen Längsseite docken die Nahverkehrsfahrzeuge an 30 Toren an. Auf der anderen Seite stehen an genauso vielen Toren die Wechselbrücken für den Fernverkehr bereit. Eine für Aachen, eine für Dresden, eine für Hamburg, Frankfurt, Passau, Saarbrücken und so weiter. Jeden Nachmittag werden in Coburg alle Wechselbrücken für den Fernverkehr gefüllt. Das ergibt ein enormes Gewusel in der Umschlaghalle, weil etliche Nahverkehrsfahrzeuge gleichzeitig ihre Ladungen loswerden wollen. Gabelstapler holen die Paletten aus den Brücken und stellen sie erst einmal sortiert nach Zielen in der Umschlaghalle ab. Oder – was noch effizienter ist und deshalb bevorzugt praktiziert wird – sie befördern die Paletten direkt hinein in die passende Wechselbrücke des Fernverkehrs. Der Fachmann sagt dazu: durchladen, die Palette berührt nicht den Boden der Umschlaghalle.

Alle miteinander vernetzt

Irgendwann ist für jede Route („Relation“) Torschluss. Dann geht es ab in Richtung Ziel-Geschäftsstelle. Die Fernverkehr-Fahrzeuge mit dem weitesten Weg starten gegen 18 Uhr, vier Stunden später sind alle Lkw vom Hof. Allabendlich schwärmen in Coburg die nationalen und internationalen Fernverkehr-Lkw aus. Jeder steuert eine andere Geschäftsstelle in Deutschland an. So machen es auch die anderen Standorte. Ergo ist jede deutsche Geschäftsstelle mit jeder vernetzt. Und zwar täglich.

Zustellung auch mit E-Lkw

An den Zielstationen in ganz Deutschland treffen die Wechselbrücken bis spätestens fünf Uhr morgens ein. Dann geht es wieder rund in der Umschlaghalle: den Fernverkehr entladen und alles auf die Brücken für den Nahverkehr verteilen. Eine Geschäftsstelle wie Coburg gliedert ihre Region in 40 Teilgebiete. Für jedes eine Wechselbrücke. Gegen sieben, acht Uhr macht sich der Nahverkehr auf den Weg. „Es gibt besondere Premium-Vereinbarungen mit Kunden, dass wir ihre Sendung bis um acht Uhr zustellen. Dann starten wir entsprechend früher“, sagt Metzner. Die Lkw bringen die Waren zu den Empfängern und nehmen gleich wieder Pakete und Paletten mit, die am nächsten Tag an einem anderen Ort in Deutschland erwartet werden. Der Kreis schließt sich. Und in gewisser Hinsicht auch der Stromkreis. Denn im nahen Nahverkehr – vor allem im City-Bereich – setzt Coburg mittlerweile einen eCanter, einen Elektro-Lkw, ein.

„Sammelverkehre“ sagt man nicht mehr

Früher hat man zu so etwas Sammelverkehre gesagt. „Da wurden die Waren für ein Ziel so lange gesammelt, bis es sich gelohnt hat, einen Lkw loszuschicken“, erklärt Metzner. Heute meidet er das Wort. „Wir sammeln ja nichts mehr. Unsere Umschlaghalle ist abends komplett leer, weil wir jeden Tag jedes Ziel anfahren.“ Deshalb spricht man bei DB Schenker von Systemverkehren. Stückgutverkehre geht auch, weil man nicht ganze Lkw-Ladungen, sondern eben nur „Einzelstücke“ befördert. Erfunden hat dieses Prinzip übrigens Firmengründer Gottfried Schenker. Damals, als die Uhren noch etwas langsamer liefen, handelte es sich tatsächlich um Sammelverkehre. Das ist fast 150 Jahre her. Heute hat sich DB Schenker darauf eingerichtet, dass in den Produktionssystemen und Lieferketten der Kunden alles fließt. Da bleibt fürs Sammeln keine Zeit.

About the Author

Andreas Pietsch Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.