Zeitenwende, Transformation oder Klimawandel – die Logistikbranche steht vor großen Herausforderungen. DB Schenker arbeitet deshalb seit Jahren daran, die eigenen Transportabläufe nachhaltiger zu gestalten. Dazu gehören auch neue, emissionsarme oder laut Scope 1 emissionsfreie Antriebe für Lkw, wie sie in Passau getestet werden. „Wir sind neugierig auf die Zukunft und wollen wissen, was für uns funktioniert“, sagt Thomas Roll, stellvertretender Geschäftsleiter in Passau.
Seit April 2024 setzt DB Schenker als erster Logistikdienstleister erstmals einen solchen wasserstoffbetriebenen Lkw in der Region Passau ein. Grundlage ist ein Mercedes Atego, der mit einer 80 kW starken Brennstoffzelle ausgestattet ist und bis zu sieben Tonnen Fracht transportieren kann. „Wir setzen den Lkw im Nahverkehr ein, da passt er perfekt zu unseren regionalen Lieferverkehren“, sagt Thomas Roll. Die Geschäftsstelle in Passau mit ihren 108 Mitarbeitenden ist eine von rund 40 Landverkehrsgeschäftsstellen von DB Schenker in Deutschland. Hier werden 280 Tonnen täglich für die Verteilung in der Region angeliefert, insgesamt werden je Tag 3.300 Sendungen bewegt. Dafür ist der H2-Truck eine gute und nachhaltige Unterstützung.
Lob der Kunden
Zumal sich die Kunden freuen, wenn der DB Schenker-Lkw auf den Werkshof rollt. So setzt beispielsweise der Technologiekonzern ZF in der Lager-, Beschaffungs- und Distributionslogistik auf den Logistiker. „Als Systemanbieter für Mobilität in Pkw, Nutzfahrzeugen und Industrietechnik wissen wir, wie wichtig Antriebe mit regenerativen Energien werden. Wir freuen uns, dass unser Dienstleister solche Fahrzeuge im täglichen Betrieb einsetzt“, sagt Jürgen Pietsch, Logistikmeister aus dem Leistungscenter Montage und Logistik bei ZF.
Für das Projekt arbeitet DB Schenker mit einer ganzen Reihe von Unternehmen zusammen. Der Passauer Spezialfahrzeugbauer Paul Nutzfahrzeuge GmbH hat für den Mineralölkonzern Shell den Diesel-Lkw von Daimler umgerüstet. Mit dabei ist auch der Energiedienstleister MaierKorduletsch – ebenfalls aus der Region –, der den Wasserstoff von den Elektrolyseanlagen zu den Tankstellen bringt und diese betreibt.
Rund 30 Tonnen CO2 weniger
Die Idee hinter dem Projekt ist, die Logistik nachhaltig zu gestalten und CO2-Emissionen einzusparen. Mit zertifiziertem grünem Wasserstoff, der mit erneuerbarem Strom erzeugt wird, ist dies möglich. Denn wenn das Fahrzeug 220 Tage im Einsatz ist und dabei 7 Tonnen Fracht über 225 Kilometer bewegt, sinken die Emissionen um rund 30 Tonnen CO2 pro Jahr. „Das sparen wir locker ein“, sagt Thomas Roll.
Fünf Fahrer hat der Logistiker für das Fahrzeug geschult, obwohl nur einer täglich damit unterwegs ist. „Die Fahrer machen immer wieder die Erfahrung, dass neue Kunden sehr interessiert sind und sich das Fahrzeug genau anschauen wollen“, sagt Thomas Roll.
“ Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, aber wir wollen auch unseren Beitrag leisten, Erfahrungen zu sammeln und dabei sein, wenn neue Antriebe entstehen ”
450 Kilometer Reichweite hat der Wasserstoff-Truck laut Hersteller. Das ist bei nachhaltigen Antrieben wichtig, denn ständiges Aufladen von Batterien bei Elektrofahrzeugen oder zu kleine Wasserstofftanks führen dazu, dass Fahrzeug und Fahrer nicht effizient genug eingesetzt werden können. Durch den sehr effizienten Verbrauch ist in der Regel eine Betankung mit Wasserstoff alle zwei Tage ausreichend. Dazu fährt der Fahrer die Shell H2-Tankstellean, die sich auf dem Gelände der Firma Paul in Passau-Sperrwies befindet.
Wertvolle Erfahrungen
Bundesweit hat DB Schenker bereits verschiedene Antriebe getestet und fest im Einsatz: darunter diverse E-Lkw, Wasserstoff-Trucks und auch Lkw, die mit dem Biokraftstoff HVO100 betankt werden. Dabei werden die Fahrzeuge bei DB Schenker – ob zum Beispiel für das Messegeschäft oder für die Kontaktlogistik – produktübergreifend eingesetzt. Auch in Passau sind schon viele Lkw mit unterschiedlichen Motoren gestartet, zum Beispiel mit Gas oder dem HVO100. „Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, aber wir wollen auch unseren Beitrag leisten, Erfahrungen zu sammeln und dabei sein, wenn neue Antriebe entstehen.“, sagt Thomas Roll. Schließlich stehe die Logistik vor einem großen Wandel.
Regionale Produktion wird noch nachhaltiger
Der Dorfladen in Haselbach ist ein weiterer Kunde von DB Schenker. Produkte von vielen regionalen Lebensmittelproduzenten im Passauer Oberland werden hier verkauft. DB Schenker liefert die Bio-Produkte nun zeitgemäß im H2-Lkw an. Für Florian Schwarzbauer, Geschäftsführer des Dorfladens, ist das konsequent und erfreulich. „Wir leben in einem tiefgreifenden Wandel – und ich finde es toll, wenn ein regional starkes Traditionsunternehmen wie DB Schenker diesen Wandel mitgestaltet.“
Thomas Roll von DB Schenker kann diese Aussagen nur unterstreichen: „Das nennt man Neugier auf die Zukunft.“
About the Author
Axel Novak ist freier Journalist in Berlin. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt er sich mit der Logistik-Branche und den Veränderungen, denen sie unterworfen ist. Axel Novak schreibt für Zeitungen, für Zeitschriften und für Unternehmen. Seine Schwerpunkte sind allgemeine Wirtschaftsthemen mit dem Fokus auf Mobilität, IT, Energie und Finanzen.