DB Schenker hat sein globales Luftfrachtnetz ausgebaut. Insgesamt 43 wöchentliche Flüge transportieren so viel Fracht, wie sonst 135 Großraum-Passagierflugzeuge mitnehmen. Es gibt jetzt sogar Flüge, die Amerika, Europa und Asien direkt verbinden. Für die DB Schenker-Unternehmensgeschichte ist das ein neues Kapitel – und für die Versender ein echtes Plus.
Weniger Passagiere, weniger Frachtkapazitäten
Warum gerade jetzt mehr Frachtflüge? Die Antwort liefert wie so oft in diesen Zeiten: Corona. Nur die eine Hälfte aller Luftfrachtsendungen fliegt in einem ausgewiesenen Frachtflieger. Die andere geht mit gewöhnlichen Passagiermaschinen auf die Reise. Normalerweise funktioniert dieses System sehr gut, weil Millionen von Menschen täglich abheben. Doch in der Pandemie steigen deutlich weniger Flugzeuge mit Urlaubs- und Geschäftsreisenden auf. Und das beeinträchtigt die Luftfracht erheblich.
Von Amerika über Europa nach Asien und zurück
Deshalb hat DB Schenker seine Luftfrachtkapazitäten in Eigenregie deutlich vergrößert. Oder, wie es Thorsten Meincke, Vorstand für Luft- und Seefracht bei DB Schenker, ausdrückt: „Da der Passagierverkehr noch immer weit von einer Erholung entfernt ist, haben wir uns entschlossen, neue und zuverlässige Frachtoptionen für unsere Kunden zu schaffen.“
Zum Beispiel die beiden Drei-Kontinente-Verbindungen. Seit Mitte Januar 2021 führt die erste von Chicago über München nach Tokio und Seoul. In der südkoreanischen Hauptstadt „dreht“ das Flugzeug und fliegt über München zurück nach Chicago. Jede Woche kann DB Schenker auf dieser Relation bis zu 400 Frachttonnen befördern. Die zweite Route zwischen Amerika, Europa und Asien verbindet Indien, Deutschland und die USA. Hier liegen die wöchentlichen Kapazitäten bei 300 Tonnen.
Sichere Versorgungsketten
Globale Lieferantennetzwerke fordern globale Logistiklösungen, die auch in der Pandemie verlässlich funktionieren. DB Schenker beliefert unter anderem Automobilhersteller und Pharmaunternehmen mit Rohstoffen, Komponenten und Ersatzteilen, für die der Seeweg zu langsam ist. Die neuen DB Schenker-Luftfrachtangebote tragen dazu bei, dass für diese Kunden und für Unternehmen aus anderen Branchen die Versorgungsketten stabil bleiben.
Alle Verbindungen werden mit Vollfrachter-Jets der Typen Boeing 747 und Boeing 777 bedient. Von der erstgenannten Maschine sind weltweit mehr als 330 im Einsatz, vom 777-Freighter hat Boeing bisher 200 Exemplare ausgeliefert.
Der Flughafen München hat 2020 insgesamt 145.113 Tonnen Luftfracht umgeschlagen. Das waren 56 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Passagieraufkommen sank im vergangenen Jahr um fast 77 Prozent.
Luftfrachtsendungen aus dem Bauch
In der Luftfracht wird gewöhnlich vieles „aus dem Bauch heraus“ gemacht. Nämlich aus dem der Passagierflugzeuge. Die Fachwelt spricht von Belly-Fracht. Das englische Wort für Bauch spielt auf den Frachtraum der regulären Passagiermaschinen an. Der Anteil von Belly-Fracht am gesamten Volumen der Luftfracht ist nicht zu unterschätzen: In Zeiten ohne Reisebeschränkungen steigt etwa die Hälfte aller Warensendungen gemeinsam mit Passagieren ins Flugzeug.
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Der freie Journalist Andreas Pietsch ist auf Logistik-Themen spezialisiert. Er schreibt seit 1992 für DB Schenker beziehungsweise für die Vorgängergesellschaften. Am meisten angetan haben es ihm die Themen aus Landverkehr, Seefracht und Kontraktlogistik. Aber auch bei der Luftfracht weiß er, wie man einen Sachverhalt treffend auf den Punkt bringt.